Seelsorge

Hier möchten wir Ihnen in unregelmäßigen Abständen einzelne Bereiche, Leistungen und Angebote im Kinderpalliativzentrum vorstellen. Wir beginnen mit der Vorstellung des Arbeitsbereiches der beiden Seelsorgerinnen.

Seelsorge am Kinderpalliativzentrum

Im Wohnzimmer der Kinderpalliativstation sind wir uns zufällig begegnet. Die Mutter saß dort gerade mit ihrem kleinen Mädchen beim Frühstück. Der Aufenthalt auf Station war vor einigen Tagen nötig geworden, nachdem sich der Zustand der Dreijährigen verschlechtert hatte und nun eine Neueinstellung der medikamentösen Versorgung angestrebt wurde. Wir kamen schnell ins Gespräch über „Gott und die Welt“, über all das, worüber sich die Familie Sorgen machte, was sie ängstigt und auch das, was sie bisher immer wieder getragen hat: der familiäre Zusammenhalt, die schönen und hoffnungsvollen Momente mit A., die Liebe füreinander und auch der Glaube. Während ihres Stationsaufenthaltes habe ich dann die Familie noch öfter besucht, die Geschwister und den Vater von A. kennenlernen dürfen. Als die Familie wieder nach Hause ging, habe ich sie auch dort weiter besucht und begleite sie bis heute. „Es ist einfach gut, mit jemanden zu reden über das, was einem auf der Seele liegt und manchmal das Herz so schwer macht“, so formulierte es die Mutter in einem unserer Gespräche. Als Eltern, so beschreibt es die Mutter, können sie zum Glück über Vieles sprechen und doch macht man sich dann eben auch Sorgen um den Partner, will nicht immer alles erzählen, worüber man sich Sorgen macht, den anderen auch schützen und schonen. Gut, wenn es dann einen Menschen gibt, dem man sich anvertrauen kann.

Spirituelle Dimension
Seit Ende 2016 gibt es das Angebot der Seelsorge im neu errichteten Kinderpalliativzentrum. Mit jeweils 50% eines vollen Dienstauftrages sind Tanja Reger (Ev. Pfarrerin) und Claudia Zierer (Kath. Pastoralreferentin) im stationären und ambulanten Bereich tätig. Beide Seelsorgerinnen sind seit mehreren Jahren bereits im Klinikum Großhadern tätig und bringen vielfältige Erfahrungen in der seelsorglichen Arbeit mit Kindern und deren Familien in den nun zusätzlichen Arbeitsbereich mit ein. Auch dort  gilt das seelsorgliche Angebot allen kleinen und größeren Patienten und Patientinnen und deren Familien unabhängig von ihrer Konfession und Religion. In der seelsorglichen Begegnung ist Raum für alles, was jetzt und gerade ist: Ängste und Hoffnungen, Wut und Verzweiflung und nicht zuletzt auch immer wieder die Freude am Leben in seinen besonderen und kostbaren Momenten. Seelsorge ist das Mitgehen auf dem Weg, der gerade beschritten wird und werden muss, manchmal das Innehalten und Aushalten, das Reden und Schweigen und auch die Suche danach, was im Moment tragen kann. Neben den vielfältigen sozialen und psychologischen Angeboten des Zentrums gilt der Blick der Seelsorge im Besonderen der spirituellen Dimension. Zu Grunde liegt dabei die Überzeugung, dass jeder Mensch einen inneren geistigen Grund und Antrieb hat, dem das Denken und Handeln entspringen. Manchmal ist das „verschüttet“, muss behutsam wieder geborgen werden, manchmal kann es überraschend entdeckt werden. Nicht für alle ist die spirituelle Dimension mit dem Glauben verbunden. Die Offenheit für die Vielfalt der religiösen und spirituellen Quellen eines jeden Menschen ist Grundlage für die Seelsorge. Eine kirchlich verankerte Seelsorge bedeutet deswegen auch eine klare Unterscheidung zwischen der eigenen Religiosität und Frömmigkeit als Wurzel und Grund des eigenen Handelns und dem, was dem Anderen wichtig und wertvoll ist. „Ganz nebenbei“ können dabei wunderbare Erfahrungen entstehen im Austausch und immer wieder neuem Lernen.

Schatzkiste des Lebens

Sehr gut vermittelt ein anrührender Beitrag der Süddeutschen Zeitung genau zum Oster-Wochenende („Schatzkiste des Lebens“, Bernd Kastner in der SZ vom 4./5.4.20), der die Arbeit der Seelsorgerin Claudia Zierer mit Kindern und Eltern in der aktuellen Ausnahmesituation beschreibt.

Verbundenheit über alle Konfessionen hinweg
Am ersten Heiligen Abend der Station saßen die verschiedensten Familien zusammen: Muslime und Christen. Englisch, Arabisch, Polnisch und Deutsch war zu hören, gemeinsam lauschten wir der Geschichte vom kleinen Jungen, der es nicht übers Herz brachte, Josef und Maria abzuweisen und sangen Jingle Bells und Stille Nacht in verschiedenen Sprachen. Was wir erleben durften war die tiefe Verbundenheit von Familien in der Liebe für ihre Kinder, die ihnen immer wieder die Kraft geben zum Hoffen und Aushalten, zum Kämpfen für dieses Leben. Miteinander und in aller Unterschiedlichkeit haben wir Weihnachten neu entdeckt – das Fest der Liebe für dieses Leben – was für ein Geschenk!

 

Zuwendung durch Begegnung und Gespräch
Seelsorge ist die unmittelbare Zuwendung zu einem Menschen in seiner jeweiligen, besonderen Lebenssituation. Diese Zuwendung geschieht durch Begegnung und Gespräch, im aufmerksamen Hören auf die Bedürfnisse des Gegenübers. Wenn gewünscht, gehört dazu auch das Angebot von Riten wie z.B. Segnungen oder Taufe. Sie erreichen die Seelsorge über die Mitarbeitenden auf der Kinderpalliativstation (wenn Ihr Kind stationär aufgenommen ist) oder über das Sekretariat des Kinderpalliativzentrums (wenn Ihr Kind durch das ambulante Team versorgt wird).

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